Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und ein paar trübe Gedanken noch keine Depression. Aber wenn Sie sie nicht mehr abstellen können, dann sollten Sie sich Hilfe holen.
Je nach persönlicher Empfindsamkeit können die Hormone oder ein misslingende Arbeit die Stimmung zeitweise deutlich drücken. Das gehört zum Leben. Nur wenn das häufiger vorkommt, länger andauert und nicht einfach „erklärt» werden kann, sollte man aufmerken. Es könnte in Richtung einer Depression gehen. Dabei muss es noch keine depressive Episode im engeren Sinne sein. Viele Menschen fühlen sich häufig niedergeschlagen und pessimistisch gesinnt und geraten leicht ins Grübeln, auch wenn sie dabei weitgehend arbeitsfähig bleiben. In solchen Fällen spricht man von einer depressiven oder melancholischen Persönlichkeit.
Konkreter wird es bei einer depressive Verstimmung, auch „neurotische Depression» genannt. Der Betroffene lebt dann einer tiefen Traurigkeit nach und empfindet eine innere Leere, Unruhe und Angst. Über zwei Jahre oder länger treten
zwei oder mehr der nachfolgenden Symptome häufig auf:
„Häufig» bedeutet in diesem Zusammenhang: die meiste Zeit des Tages oder mehr als die Hälfte aller Tage. Ob das der Patient selbst oder ein Aussenstehender wahrnimmt, ist zweitrangig. Voraus gehen dem oft andere Störungen wie allgemeine Appetitlosigkeit, körperliche Beschwerden ohne organischen Befund, Medikamenten-Abhängigkeit, diffuse Ängste oder rheumatische Arthritis.
Die folgenden Fragen können Ihnen helfen, Ihren derzeitigen Gemütszustand einzuschätzen:
Die allermeisten Depressionen heilen wieder ab. Für die Behandlung ist es
wichtig, zwischen leichteren und schweren Depressionen zu unterscheiden.
Während bei leichteren Depressionen auf Medikamente verzichtet werden kann,
sollte bei schwereren Formen (auf Schlafstörungen achten!) immer ein Arzt
konsultiert werden. Die Therapie wird sich in der Regel um die folgenden fünf
Zugänge bemühen, die ergänzen einander. Kein Weg sollte ohne die anderen
beschritten werden.
1. Gespräch
Hinweise dazu im Beitrag Hilfen zum Gespräch mit Depressiven
2. Praktische Hilfe
Unterstützung in praktischen Aufgaben:z.B. bei erschöpften Müttern Kinder abnehmen; zum Beispiel bei älteren Menschen Mahlzeiten kochen, einkaufen.
3. Körperliche Therapie
Speziell im Alter auf Herzinsuffizienz, Blutdruck und die Schilddrüsenfunktion
achten; ebenso auf Erkrankungen, die den Allgemeinzustand schwächen, sowie
Hör- und Sehprobleme.
4. Aktivierungen
Bewährt haben sich körperliche Betätigungen: Bewegung, frische Luft, leichter Sport, kleinere praktische Arbeiten oder eine Ergotherapie. Tages- und Menupläne verhelfen zu einem strukturierten Leben. Wer sich noch in der Depression befindet, sollte sich nicht scheuen, hierfür auch Hilfe anzunehmen. Im Anfangsstadium sowie in leichten bis mittelschweren Fällen kann eine Depression auch durch Schlafentzug (1 wache Nacht) abgeschwächt oder unterbrochen werden. Gegen Winterdepressionen und andere saisonale Formen hilft auch eine Lichttherapie von 2500-4000 Lux.
5. Medikamente
Die volle Wirkung von Antidepressiva tritt erst nach einigen Tagen ein. Bei Depressionen mit Überaktivität sollten anfangs auch Beruhigungs- bzw. Schlafmittel eingesetzt werden.
Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer | Quelle: seminare-ps.net